Groß Glienicker See – historisch wertvoll

Der Groß Glienicker See – Natur mit Geschichte

Fast zwei Kilometer lang, 530 Meter maximal breit und mit dem Sacrower See Teil einer Seenkette: Das ist der Groß Glienicker See im Südwesten Berlins. Er war schon immer ein Sehnsuchtsort mit besonderer Bedeutung, denn während der deutschen Teilung verlief die Grenze zwischen Ost und West direkt durch das Gewässer.

Damals, als die Staatsgrenze der DDR mit Mauern, Zäunen und Sperranlagen deutschlandweit in Stein gemeißelt wurde, nahm man keine Rücksicht: nicht auf kleine Dörfer, die über Nacht in zwei Hälften geteilt wurden, was Nachbarn nicht mehr Nachbarn sein ließ. Nicht auf Familien, die am Morgen danach in unterschiedlichen politischen Systemen erwachten. Und auch nicht auf einen See zwischen Berlin und Potsdam: Mittig durch den Groß Glienicker See markierten Bojen, wo die BRD aufhörte und die DDR begann – oder umgekehrt, das kam ganz auf den Blickwinkel an. Der Grenzverlauf wurde von DDR-Grenzsoldaten in Patrouillenbooten und mit der Waffe im Anschlag streng bewacht.

Die Westberliner zog es trotzdem hinaus an den See, um dort im Sommer zu baden oder im Winter Schlittschuh zu laufen. Bis heute erzählen Kladower, wie sie am See schwimmen lernten und der ein oder andere mutig eine der Bojen umkreiste, um ein paar Sekunden in einem ihm fremden Land zu sein. Und die Groß Glienicker? Denen war der Zugang zum See und die Kontaktaufnahme mit dem sonnenbadenden Klassenfeind am gegenüberliegenden Ufer strikt verboten.

Erst 1990 wurde die deutsche Teilung überwunden – Dörfer, Familien und ein ganzes Land fanden wieder zusammen. Und auch im Groß Glienicker See wurden die Bojen eingeholt, die Patrouillenboote abgezogen – die Natur überwucherte allmählich, was massiv ausgebaute Sperranlagen über Jahrzehnte getrennt hatten.

Bis heute finden sich entlang der gesamten ehemaligen Grenze Zeugnisse und Mahnmale, die an die Jahrzehnte der Trennung erinnern und das Geschehene vor dem Vergessen bewahren. Auch der Groß Glienicker See mit seiner besonderen Geschichte reiht sich ein in die Kette dieser historisch bedeutsamen Orte. An seinem nördlichen Ufer lassen sich noch immer Überreste ehemaliger Grenzanlagen besichtigen. Doch das ist nicht genug. Der See selbst ist es wert, als solcher geschützt zu werden. Denn auch hier, an seinen Ufern und in seinen Wassern, hat sich die Geschichte Berlins und unseres ganzen Landes eingeschrieben und ist in zahllosen Erinnerungen belegt.

Wir sollten das nicht vergessen – und alles dafür tun, dass der See erhalten bleibt. Er ist ein Naturdenkmal und als solches von historischer Relevanz.

Simone Neteler M.A.
Nach einem Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaften, Germanistik und Psychologie war Simone Neteler enge Mitarbeiterin des Schriftstellers Walter Kempowski und übernahm redaktionelle Aufgaben beim „Echolot“, einer Erinnerungscollage über den Zweiten Weltkrieg. Sie war Lehrbeauftragte am Institut für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft der Stiftung Universität Hildesheim. Ihr aktuelles Projekt „Stimmen der Straße“ stellt einmal mehr die Erinnerungen von Menschen in den Mittelpunkt (Näheres unter: stimmen-der-strasse.com). Simone Neteler lebt als Journalistin und freie Autorin in Berlin-Kladow.

Bürgerinitiative-Pro-Groß-Glienicker-See e.V. (BiPGGSee e.V.) | www.pro-gross-glienicker-see.info | 14089 Berlin – Kladow

BBür

BgBBerinitiative-Pro-BGroß-Glienicker-See e.V. pro-gross-glienicker-see.info

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