Seit einiger Zeit weist der Groß Glienicker See eine ungewohnte Trübung und Grünfärbung auf, so wie auch schon im Herbst des letzten Jahres zu beobachten war. Die Sichttiefe beträgt nur noch einen Meter.
Kann man wirklich noch bedenkenlos schwimmen gehen? Wir wollten es genau wissen und haben – so wie auch andere Interessierte – bei den zuständigen Behörden nachgefragt.
Berlin veröffentlicht regelmäßig den Bericht zur Wasserqualität der beiden EU-Badestellen „Pferdekoppel“ im Norden und „Moorloch“ im Süden. Prüfbericht vom 4.06.2025: Dort ist die Wasserqualität noch mit „grün“ gekennzeichnet. In den einzelnen Grafiken werden die gemessenen Werte dargestellt. Für die „Cyanobakterien Chl a“ ist ein Wert von 67µg/l angegeben. Laut Grafik ist damit der als orangene Linie eingezeichnete Leitwert überschritten. Unter Punkt 2. steht, dass dies Anlass zur Durchführung weitgehender Untersuchungen ist. Bei „Weitere Informationen“ ist nachzulesen: Blaualgenmassenentwicklung, aber Toxinkonzentrationen sind weiter unter dem UBA-Leitwert.
Siehe Prüfberichte: Badestelle Nord „Pferdekoppel“ und Badestelle Süd „Moorloch“.
Was bedeutet das für die Badenden?
Folgende Fragen haben wir der SenMVKU und dem LAGeSo per E-Mail gestellt:
- Werden diese weitgehenderen Untersuchungen außerhalb des üblichen Turnus durchgeführt?
- Werden diese Ergebnisse veröffentlicht?
- Und müsste der Groß Glienicker See jetzt nicht als „orange“ gekennzeichnet sein?
- Für die Toxinkonzentration haben wir keine Messwerte gefunden, oder ist dieser Wert identisch mit dem der Cyanobakterien?
- Welche Werte zeigt der Groß Glienicker See sonst ggf. auf?
- Und wo liegt dann ggf. der Grenz- bzw. Leitwert?
Wir hoffen auf eine baldige Antwort.
Bereits mitgeteilt wurde:
Im Rahmen eines Monitorings gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie untersuchen wir den Groß Glienicker See jährlich hinsichtlich seiner wichtigsten limnologischen Parameter und einem im Bewirtschaftungszeitraum alle Biokomponenten (Wasserpflanzen, Fische, Wirbellose Fauna; Phytoplankton mindestens alle 2 Jahre). Der Wasserstand wird kontinuierlich gemessen.
Der See stellt sich derzeit wie folgt dar:
Die Phosphorkonzentrationen sind im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen. Daher konnte sich Phytoplankton ab Ende Mai besser entwickeln. Derzeit ist eine Blüte von Cyanobakterien im See zu beobachten: Aphanizomenon flos-aquae. Sie ist in der Lage den Luftstickstoff für ihr Wachstum zu nutzen. Ihre mikroskopisch dünnen Fäden lagern sich zu makroskopisch sichtbaren kleinen Nadeln zusammen, die wiederum Flocken bilden und mit dem Wind am Ufer aufrahmen. Es ist keine „Algenmassenentwicklung“ und der See hat auch noch keine besorgniserregenden Sauerstoffdefizite. Wir erkunden die Ursache der Nährstofferhöhung (eventuell aus dem Sediment?) und informieren sie darüber. (SenMVKU, E-Mail vom 11.06.2025)
-> neue E-Mail* vom 13.06.2025 siehe unten
Aus Potsdam kam folgende Einschätzung:
Bisher ist das „Algen“-Wachstum im Groß Glienicker See mit den häufigen Sonnentagen seit Ende April zu erklären. Bei Unsicherheit der Entscheidung zur Nutzung des Wassers, z. B. durch Baden oder Hundespielen, sollte von Cyanobakterien ausgegangen werden und alle Empfehlungen sollen beachtet werden. Die Empfehlungen erhält man über Informationsmaterialien des Gesundheitsamtes oder des Umwelt-Bundesamtes. Die jetzige Annahme eines ökologischen „Umkippens“ des Sees ist nicht vertretbar. Eine Untersuchung (derzeit geplant für den 24.06.) wird nicht vorgezogen, aber Anlassbezogen zusätzlich durchgeführt. Da wird heute (04.06.) alles dafür geklärt. Ernste Sorgen sind derzeit unnötig. Sollten weitere Nachfragen eingehen, verweisen wir hiermit an das Gesundheitsamt Potsdam, z. B. per 0331-2892371. (E-Mail vom 04.06.2025)
Am 6.06.2025 wurde von der Landeshauptstadt Potsdam die Pressemitteilung Nr. 251 vom 06.06.2025 Badesaison 2025 – Was Badende beachten sollten herausgegeben.
Die Entscheidung liegt also bei Ihnen!
Wir bleiben dran.
* E-Mail vom 13.06.2025 des LAGeSo mit folgender Mitteilung:
Sehr geehrte Frau Wagner, vielen Dank für Ihre Mail. Uns ist die aktuelle Situation am Groß Glienicker See bekannt. Wir stehen dazu mit den anderen Behörden im Austausch. Grundsätzlich steht der Gesundheitsschutz der Badenden im Fokus und wir veranlassen anlassbezogen entsprechende Maßnahmen, um dies zu gewährleisten. Im letzten Jahr hat das Umweltbundesamt eine aktualisierte „Empfehlung zum Schutz von Badenden vor Cyanobakterien und Cyanobakterientoxinen“ herausgegeben. Darin werden sowohl die Leitwerte, als auch die empfohlenen Vorgehensweisen in Bezug auf Warnungen beschrieben. Da unsere Webseite derzeit noch im Umbau ist, konnten wir bislang noch nicht alle Informationen auf unserer Website aktualisieren. Innerhalb des Badegewässerüberwachungsprogramms finden Untersuchungen regelmäßig in einem zweiwöchigen Turnus statt. Dazu werden Proben entnommen und Vor-Ort-Parameter bestimmt. Diese Vor-Ort-Parameter umfassen unter anderem Sondenmessungen, mit denen die Chlorophyll a Konzentrationen des Phytoplankton und der Cyanobakterien bestimmt werden. Anhand dieser Werte lässt sich schnell abschätzen, ob eine Massenentwicklung von Cyanobakterien vorliegt und damit ein höheres Potential zur Toxinbildung besteht. Da nicht alle Cyanobakterien und nicht zu jeder Zeit Toxine produzieren, werden zur Risikobewertung ab einem Schwellenwert für Cyanobakterien-Chlorophyll-a von 24 µg/l weitere direkte Untersuchungen auf Algentoxine durchgeführt. Die an den Badestellen vom Groß Glienicker See ermittelten Toxinkonzentrationen liegen zum Teil unter der Bestimmungsgrenze und allesamt weit unter den UBA Leitwerten (24 µg/l für Microcystin; 6 µg/l für Cylindrospermopsin). Aufgrund der Summe der uns vorliegenden Informationen und da trotz gestiegener Blaualgenzelldichte bislang keine signifikant erhöhte Toxinkonzentration nachweisbar ist, wird derzeit das Risiko für die Gesundheit von Badenden als gering eingestuft. Da die Toxine bislang auf Basis der oben beschriebenen Prüfkaskade nur anlassbezogen und nicht routinemäßig bestimmt werden, findet derzeit keine Veröffentlichung der Toxinwerte statt. Sie fließen aber stets in die Bewertung und in mögliche Warnhinweise oder weiterführende Informationen, welche man auf den Detailseiten der Badestellen findet, ein. Zusammenfassend bleibt das LAGeSo bei seiner bisherigen Bewertung einer grünen Badeampel „Zum Baden geeignet“ für den Groß Glienicker See.
Potsdam und Berlin sind also unterschiedlicher Meinung?!
Mittlerweile ist der See wieder aufgeklart. Eine leicht gelblich-bräunliche Einfärbung ist jedoch geblieben sowie ein ungewohnter „Belag“ auf dem Seegrund, auch stellenweise am Ufer. Seine alte Form hat er noch nicht zurück, hoffen wir das Beste!
Bürgerinitiative-Pro-Groß-Glienicker-See e.V. (BiPGGSee e.V.) | www.pro-gross-glienicker-see.info | 14089 Berlin – Kladow